Informationen zur Studie

Agoraphobie und Panikstörung

Agoraphobie und Panikstörung

Ein Drittel aller Menschen erleben mind. einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Unter einer Panikattacke versteht man ein plötzliches und zeitlich begrenztes Auftreten von extrem starker Angst und von bestimmten Körpersymptomen wie Herzrasen oder Luftnot (Margraf & Schneider, 2013).
Eine Panikstörung beschreibt das wiederholte unerwartete sowie unkontrollierbare Auftreten von Panikattacken und entsprechenden Körpersymptomen, was zu einer großen Belastung der Betroffenen führt (Margraf & Schneider, 2013).
Menschen, die unter einer Agoraphobie leiden, berichten von starken Ängsten in bestimmten Situationen wie Menschenmengen, Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln, Reisen alleine oder mit weiter Entfernung von zu Hause. Aufgrund dieser Ängste werden diese Situationen vermieden oder nur unter starker Angst ausgehalten, wobei Panikattacken auftreten können (Falkai et al., 2018).
Die Agoraphobie und Panikstörung können gemeinsam auftreten.

Die Rolle des Vermeidungsverhaltens

Agoraphobie-Patient*innen neigen dazu, angstbesetzte Situationen zu vermeiden. Dies führt kurzfristig dazu, dass die Angst und damit einhergehende Körpersymptome reduziert werden. Langfristig trägt das Vermeidungsverhalten jedoch dazu bei, dass keine Erfahrungen gemacht werden können, die angstauslösende Gedanken widerlegen. So kann bspw. nicht gelernt werden, dass bestimmte angstbesetzte Situationen oder Körpersymptome nicht gefährlich sind und dementsprechend die erlebte Angst in der Situation nicht angemessen ist. Zusätzlich führt dies dazu, dass die Angst zukünftig auch in anderen Situationen auftritt, die ursprünglich nicht angstbesetzt waren.
Das Vermeidungsverhalten trägt dazu bei, dass die Agoraphobie aufrechterhalten wird.

Behandlung

Die Therapie der Wahl ist die Exposition mit angstbesetzten Situationen im Rahmen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung (Bandelow et al., 2014). Dabei werden die angstauslösenden Situationen aufgesucht und jegliche Form des Vermeidungsverhaltens wird verhindert (Lang et al., 2012). Ziel dieser Therapie ist es, dass die Patienten wiederholt angstauslösende Situationen aufsuchen und mit ihrer Angst nicht-konforme Erfahrungen machen und eine reduzierte körperliche Reaktion auf ursprünglich angstauslösende Reize zeigen. So führt die Konfrontation zu einer Korrektur angstauslösender Gedanken und einer Reduktion der Angstsymptomatik (Bandelow et al., 2014; Lang et al., 2012).

Hintergrund zu unserer Studie

Wie beschrieben stellt die kognitive Verhaltenstherapie mit der Exposition mit angstbesetzten Situationen eine effektive Behandlung der Agoraphobie dar. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass Expositionen in der Behandlungspraxis selten durchgeführt werden (Pittig & Hoyer, 2017). Dies liegt unter anderem daran, dass Expositionen mit einem hohen zeitlichen und organisatorischen Aufwand verbunden sind. Darüber hinaus können manche angstbesetzte Situationen im Rahmen einer Psychotherapie nur schwer aufgesucht werden (z. B. mit dem Flugzeug fliegen). Diesen Problemen kann mit der Exposition in virtueller Realität begegnet werden. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass die Exposition in virtueller Realität ähnliche Effekte wie die Exposition in der tatsächlichen Realität (in vivo) zeigt (Carl et al., 2019; Freitas et al., 2021).
Unklar bleibt, welche Faktoren das Therapieergebnis der Exposition in VR und in vivo beeinflussen und, inwiefern die Therapie einen Einfluss auf bestimmte Faktoren nimmt. Hierbei interessieren wir uns für den Einfluss verschiedener Körpersysteme (z. B. Immunsystem) sowie für die Wahrnehmung von Körpersymptomen (Interozeption).

Ablauf der Studie

Zu Beginn der Studie laden wir Sie an das Institut der Medizinischen Psychologie, Medizinischen Soziologie ein. Dort durchlaufen Sie verschiedene Aufgaben, z. B. zur Wahrnehmung Ihres eigenen Herzschlages. Im Rahmen des Termins zeichnen wir Ihre Herzrate auf und entnehmen mehrere Blutproben. Der Termin dauert insgesamt 4 bis 4,5 Stunden.
Im Anschluss erhalten Sie eine evidenzbasierte Therapie zur Behandlung der Agoraphobie und Panikstörung nach Lang und Kolleg*innen (2012). Die Therapie umfasst insgesamt 12 Sitzungen, die in der Regel einmal wöchentlich stattfinden. Zunächst werden Ihnen in einer Gruppe mit anderen Betroffenen Informationen zur Angst und Panik sowie zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Panikstörung und der Agoraphobie vermittelt. Durch die Übertragung der Informationen auf Ihre individuelle Problematik werden Sie dabei ein besseres Verständnis für Ihre eigene Symptomatik entwickeln. Daraufhin erfolgt die Exposition mit angstbesetzten Situationen, die Sie gemeinsam mit Ihrer Studientherapeutin aufsuchen werden. Dies erfolgt in der tatsächlichen oder virtuellen Realität, was zufällig festgelegt wird. Zuletzt werden Sie wieder in der Gruppe Ihre Erfahrungen in der Exposition reflektieren und in der Therapie erlernte Strategien festhalten.
Nach Therapieende durchlaufen Sie noch einmal die gleiche Untersuchung wie zu Therapiebeginn. Drei und sechs Monate nach Therapieende schicken wir Ihnen Fragebögen zu, um den langfristigen Therapieerfolg zu erfassen.

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Teilnahme an der Studie

Aufgrund der Studienziele können leider nicht alle Studieninteressent*innen an der Studie teilnehmen. Deshalb wurden spezifische Kriterien definiert, die zur Studienteilnahme erfüllt werden müssen (Einschlusskriterien) und solche, die eine Teilnahme an der Studie nicht ermöglichen (Ausschlusskriterien).
Falls Sie Interesse an der Studienteilnahme haben, können Sie sich gerne unter folgender Mailadresse an uns wenden: vrexpo@uni-mainz.de. Alternativ erreichen Sie über folgenden Link einen Fragebogen, der einige Ein- und Ausschlusskriterien abfragt: https://www.soscisurvey.de/VRScreening/
Mithilfe der Angabe Ihrer Kontaktdaten in der Mail oder im Fragebogen melden wir uns zeitnah bei Ihnen.

Einschlusskriterien

Alter zwischen 18 und 75 Jahre
Vorliegen agoraphobischer Ängste, bzw. bereits erhaltene Diagnose einer Agoraphobie

Ausschlusskriterien

Vorliegen einer der folgenden psychischen Erkrankungen: Substanzabhängigkeit oder -missbrauch, psychotische Störung, bipolare Störung, Posttraumatische Belastungsstörung, Generalisierte Angststörung, Zwangsstörung, Essstörung, Persönlichkeitsstörung
Vorliegen bestimmter körperlicher Erkrankungen wie Krebs, Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Autoimmunerkrankung, metabolische oder endokrine Erkrankung
Einnahme bestimmter Medikamente wie Psychopharmaka, Beta-Blocker, kortisonhaltige Medikamente
Laufende Psychotherapie